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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 106

1861 - Stuttgart : Hallberger
106 von den Schwaben, Bayern und Lothringern als König anerkannt worden. So konnte es, ohne Entwürdigung der deutschen Krone, nicht bleiben, und Heinrich fühlte, daß er mit der Königs- würde auch die Verpflichtung übernommen habe, an der Eintracht, Sicherheit und Wohlfahrt Deutschlands zu arbeiteu. Wie er nun in der Folge Lothringen theils durch Waffengewalt, theils durch gütliche Unterhandlungen wieder an Deutschland brachte, eben so suchte er jetzt vor Allem Schwaben und Bayern zum Gehorsam zu bringen. Der Herzog Burkard von Schwaben ward überrascht und Heinrich wendete sich nun nach Bayern, wo Herzog Arnulf den Königstitel angenommen und das feste Regensburg mit seinen Man- nen besetzt hatte. Heinrich kam dahin, aber ehe er Gewalt brauchte, suchte er das Herz des kräftigen Herzogs durch freundliches Zureden zu gewinnen und lud denselben daher zu einer Unterredung ein. Arnulf erschien, und Heinrich nannte ihn Bruder und Freund, er- innerte ihn an die Gefahren, die innerer Zwiespalt dem ohnehin von außen bedrohten Vaterlande bringen könnte, und bat ihn innigst, abzustehen von aller Widersetzlichkeit und sich mit ihm zum Heil des Vaterlandes zu vereinigen. „Dieß Heil," sagte er, ist mein einziges Absehen, nicht aber mich zu erheben oder Jemand Etwas wegzu- nehmen, am wenigsten dir." Diese treuherzigen Vorstellungen fan- den Eingang. Arnulf anerkannte Heinrich als König, behielt da- gegen sein Herzogthum und blieb zeitlebens der treueste Vasall. Unermüdet thätig für das Beste Deutschlands zog er immer umher und untersuchte mit eigenen Augen, was der Umänderung und Besserung bcburftc Wie erfolgreich sein patriotischer Eifer war, beweist die Ruhe, deren sich Deutschland unter ihm erfreute, der Sieg über die Ungarn, den es durch ihn erhielt und der Wohlstand, zu dem es durch seine weise Regierung emporstieg. Aber auch in seinem Privatleben erscheint Heinrich höchst ach- tungswürdig. Mit inniger Liebe war er seiner Gemahlin Ma- thilde ergeben; seinen Kindern war er ein sorgsamer Vater, seinen Freunden ein treuer Freund. Er war munter und ge- sellig, liebte die Jagd, ein fröhliches Gastmahl und heitere Scherze; aber nie verletzte er dabei seine Würde, nie verschwendete er seine Güte an Unwürdige. Unter seinen Söhnen schien ihm der kräftige Otto der Regie- rung am fähigsten, und er empfoljl daher denselben den Fürsten Deutschlands aus einer Versammlung zu Erfurt zu seinem Nach- folger. Dies Werk der Vatcrliebe und Regentcnsorgfalt war sein letztes auf Erden. Bald daraus starb er zu Memleben an der Unstrut, 60 Jahre alt, werth der Thränen, die bei seinem Tode ge- weint wurden, und des Nachruhms, der ihm unvergänglich blüht. An dieses Gemälde reihen wir an:

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 134

1861 - Stuttgart : Hallberger
134 herab hieng. Sein Kleid und seine Beinkleider waren von grünem Atlas nach spanischem Schnitt. Im Gürtel trug er blos eine Pi- stole, in der Hand eine Reitgerte, und fast immer ritt er in der Schlacht auf einem kleinen Grauschimmel. Als Feldherr war er äußerst pünktlich und strenge; in seinem Leben sittlich, reli- giös und mäßig. Er kannte keine Art von Wohlleben, trank nie- 'mals Wein, und Eigennutz, Stolz und Hochmuth waren ihm ganz unbekannt. Als der Kaiser ihn für seine treuen Dienste irk den Reichsfürstenstand erheben wollte, verbat er sich die Ehre und gab dem Schreiber d<er Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigen solle. Eine goldene, mit Diamanten besetzte Kette, die er von der Regentin der Niederlande erhalten hatte, schenkte er so- gleich dem Kloster Alt-Oetingen, und der Stadt Hamburg, die ihm aus Dankbarkeit 1000 Rosenobel zustellen ließ, schickte er dieselben unverweilt wieder- zurück. Dies war der Held, dem man zwei Jahrhunderte lang un- gerechter Weise die Grausamkeiten zur Last legte, die bei der Ero- berung Magdeburgs (1631) begangen wurden, was jedoch un- partheiische Geschichtsforscher neuerer Zeit glänzend widerlegten. Seit dem Monate Dezember 1630 hielt nämlich Tilly Magde- burg enge eingeschlossen und beschoß es fast täglich. In mehreren, noch vorhandenen Briefen an den Administrator der Stadt, den Markgrafen Christian Wilhelm, sowie an den Befehlshaber Falken- berg und an den Magistrat hatte er zur Uebergabe aufgefordert und selbst beigesetzt, daß die Stadt dadurch billige Bedingungen erlangen und nur so einem sehr harten und traurigen Geschicke entgehen könne. So schrieb er einmal an Falkenberg, der die Einwohner immer mit falschen Nachrichten über die Ankunft des Schwedenkönigs täuschte und dadurch zum Widerstände ermuthigte: Er werde bei so be- schaffenen Dingen wohl selbst erwägen können, daß es weder christ- lich noch billig, viel weniger vor Gott und dem Gewissen zu verantworten sei, durch Rath und That dazu beizutragen, daß so viele unschuldige Menschen in das äußerste Elend gestürzt werden und Gut und Leben verlieren sollten. Als aber all' seine Mah- nungen fruchtlos blieben, wurden am 20. Mai 1631, Morgens um 7 Uhr schnell die Sturmleitern angelegt; die Soldaten erstiegen die Mauern, schlugen die obcnstehenden Wächter zurück; alle Kanonen wurden gelöst, die Thore.eingeschlagen, und ehe noch die Bürger sich zum Widerstände sammeln konnten, waren Tilly's Truppen Meister der Stadt. Falkenberg, der vom Rathhause herbeieilte, wurde gleich auf der Straße erschossen. Immer heftiger ward die Wuth der Stürmenden, als sie aus allen Häusern Widerstand fan- den und Gasse für Gaffe einzeln einnehmen mußten. Wer auf der Straße sich blicken ließ, wurde niedergestochen; wie hungrige Tiger

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 64

1861 - Stuttgart : Hallberger
64 Durch die Römer wurde Herodes in Judäa als Regent ein- gesetzt, welchem sie zugleich mehrere benachbarte Provinzen übergaben. Um seine Herrschaft zu befestigen, mordete er alle Makkabäer und selbst einen Theil seiner Familie. Nach seinem Tode wurde das Reich unter seine drei Söhne getheilt und ein Theil zu Syrien ge- schlagen, welches römische Landpfleger verwalteten. 8. Jesus Christus. Endlich stehen wir vor dem freudenreichsten und heilbringendsten aller Ereignisse, die uns durch die Geschichte berichtet werden. Als nämlich die ganze Menschheit in gräuliche Sittenl o si gleit und in das tiefste Elend versunken und die Religion überall in tiefen Verfall gerathen war: da erwachte in den Herzen Vieler das lebhafteste Verlangen nach dem Erlöser, den Gott schon längst durch den Mund seiner Propheten dem sündigen Menschengeschlechte ver- heißen hatte. Um das Maaß seiner Erbarmungen voll zu machen, sandte der Allbarmherzige seinen göttlichen Sohn selbst in die Welt, der Menschheit zur Rettung von dem ewigen Verderben, und Maria, die reinste und heiligste Jungfrau, ward von Gott aus- erwählt, die Mutter des Weltheilandes zu werden. Beinahe 4000 Jahre nach der Erschaffung der Welt, 753 Jahre nach der Erbauung der Stadt Rom, im 42ften Jahre der Regierung des Kaisers Augustus und 5 Jahre vor dem Tode des Herodes wurde Jesus Christus zu Bethlehem geboren. Engel ver- kündeten seine Geburt frommen Hirten und ein hellleuchtender Stern führte die frommen Weisen aus fernen Ländern zu dem neugebornen Friedensfürsten, wie ihn Jefaias nennt; zu ihm, der gekommen war, Frieden zu stiften zwischen dem beledigten Gotte und der sün- digen Menschheit. Bis zu seinem dreißigsten Jahre lebte er in stiller Zurückgezogenheit und war in allen Tugenden das schönste Muster für die Jugend. Jetzt aber trat er öffentlich auf als Stif- ter einer Religion, deren Lehren, in unerreichter und gött- lich e r E r h a b e nh e i t dastehend, wahrhaft geschaffen sind, die Men- schen zu beglücken und zu beseligen. Drei Jahre lang zog er lehrend und Kranke heilend in Städten und Flecken umher; er bezeichnete seden seiner Schritte mit Wohl- thun und Segen. Mit Freimüthigkeit aber rügte Jesus die Schein- heiligkeit und Verworfenheit der heuchlerischen Pharisäer undun- gläubigen Saddncäer, die ihn darum auch haßten und verfolgten. Seine einfach großen Lehren standen eben so sehr im Widerspruch mit ihren Satzungen, als das geistige Messiasreich, das Jesus zu gründen gekommen war, ihren irdischen Gesinnungen und Erwar- tungen entgegen stand. Ihr Haß ruhete daher nicht eher, bis der römische Landpfleger Pontius Pilatus den Unschuldigsten der Men-

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 74

1861 - Stuttgart : Hallberger
74 zu suchen und zu finden, zum Heil seiner Mitbürger zu wirken, sie zu belehren, zu ermuthigen, zu trösten und sie zu bessern, innerlich glücklicheren Menschen zu machen. Daß dieses Streben mit mannigfaltigen Schwierigkeiten ver- bunden gewesen seyn müsse, leuchtet ein. War es nicht an und für sich schon ein mühevolles Geschäft? Und wie viel Aeußerungen des Spottes, der Verblendung, der Bosheit, der Rohheit, des Neides, der Undankbarkeit mußte er erfahren? — Dessen- ungeachtet thronte eine unumwölkte Heiterkeit aus seiner Stirn; eine stets gleichbleibende Fröhlichkeit und Munterkeit belebte seine Blicke und Worte; auf dem Markte wie zu Hause, unter dem Volke wie in dem traulichen Kreise der Edlern, welche die Liebe zur Wahrheit und Tugend genauer mit ihm verband, war er stets Derselbe. Daß zu diesem unerschütterlichen Gleichmuthe bei Sokrates eine glückliche, geistige und körperliche Anlage beigetragen habe, ist kaum zu bezweifeln; allein er war zugleich die Frucht der eignen, schweren, aber preiswürdigen Selbstbildung und Selbstbeherrschung. Er war daher auch ein liebevoller Gatte und Vater, so wenig seine böse Frau La nt i pp e seiner würdig war. Wenn wir den großen Mann in seinem Verhältniß zur Gott- heit betrachten, so erblicken wir ihn als eifrigen Verehrer des höch- sten Wesens, der sich hütete, seinen Mitbrüdern ein Aergerniß zu geben, und daher alle religiösen Gebräuche, die Alterthum und Sitte geheiligt hatten, mit Sorgfalt beobachtete. Seine liebste Beschäf- tigung war, lernbegierige Jünglinge für das Reich der Wahrheit 7 und Tugend zu bilden; er hatte daher beständig einen Kreis edler Jünglinge und Männer um sich, die ihn überall begleiteten und von ihm unterrichtet wurden. Sein Unterricht bestand jedoch nicht in langen, ausgebreiteten Vorträgen, sondern in freien Mittheilungen, die durch Frage und Antwort höchst anziehend wurden; und noch jetzt nennt man die Art und Weise durch Fragen zu unter- richten, die sokratische Lehrweise. Die Bildung des Geistes hielt Sokrates für das höchste Gut, und empfahl die Selbstkenutniß als das herrlichste Mittel, dieses Gut zu erlangen. Er hielt Diejenigen für die thörichtsten aller Thoren, die alles Andre, nur sich selbst nicht kennen zu lernen suchten. Von der Unsterblichkeit der Seele war er fest überzeugt; er sah daher das Sterben für die Guten nur als einen Uebergang in ein besseres Leben an, und sprach mit rührender Gewißheit und bewundernswürdiger Reinheit von seinen Hoffnungen. Freudig be- wegt fühlte sich seine reine Seele bei dem Gedanken an die Ver- einigung mit den bessern Menschen der Vorwelt; dort im Lande der Seligen hoffte er das reine Glück zu finden, und mit dem Bewußt- seyn, nach Wahrheit gestrebt und nach Tugend heldenmüthig

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 75

1861 - Stuttgart : Hallberger
75 gerungen zu haben, hoffte er auch dasselbe dort in vollem Maaße zu genießen. Erschütternd dagegen sind die Ausdrücke und Bilder, in welchen er von der Unseligkeit der Bösen spricht, die durch Laster aller Art befleckt sind und hinabgezogen werden in die Woh- nungen der Qual, um durch Strafen gebessert und geläutert zu wer- den oder um der Gerechtigkeit genug zu thun. • Die innere Würde der Tugend malte Sokrates mit den an- ziehendsten Farben. Für einen seligen Zustand der Freiheit erklärte er die Herrschaft über die sinnlichen Triebe, — sagte, daß nur die Tugend wahre Weisheit sei und behauptete, daß Lasterhaf- tigkeit sich von dem Zustande des Wahnsinns durchaus nicht unterscheide. Unrecht thun hielt er für das größte Uebel. Dabei erklärte er es für Pflicht, auch gegen Feinde Gerechtigkeit zu üben und in keinem Falle die Gesetze des Vaterlandes zu übertreten, selbst dann nicht, wenn dieselben auf eine ungerechte Art angewendet würden. Zu allem diesem kam das eigene vortreffliche Beispiel des edlen Mannes, welches so sehr über allen Tadel erhaben war, daß sein Freund und Schüler Xenophon von ihm behauptete, Niemand habe je etwas Gottloses oder Frevelhaftes von ihm gesehen, und darum halte er ihn für den vortrefflichsten, aber auch für den glück- seligsten Menschen. Allein trotz seiner reinen und erhabenen Grundsätze und unge- achtet seines untadelhaften Lebens wurde der edle Greis in seinem 70sten Jahre durch Feinde und Neider angeklagt, daß er die Götter verachte, Irrlehren verbreite und die Jugend verführe. Sokrates, im hohen Bewußtseyn seiner moralischen Würde, verschmähte es, sich gegen diese Beschuldigungen weitläuffg zu vertheidigen. Den Tod fürchtete er nicht und seine Richter konnte er nicht achten. Uebrigens glaubte er, daß sein ganzes Leben das sprechendste Zeugniß seiner Unschuld seyn müsse. Nur kurz und mit edlem Stolze suchte er die Nichtigkeit der ihm gemachten Anschul- digungen darzulegen. Ein großer Theil der boshaften und verblen- deten Richter ward dadurch beleidigt und man vernrtheilte ihn mit einer Mehrheit von nur 3 Stimmen zum Tod. Seine Schüler und Freunde waren untröstlich bei dem Ge- danken an den Verlust des geliebten Lehrers; allein an ihm selbst bewährte sich die Kraft eines religiösen und moralischen Sinnes, sowie die himmlische Gewalt eines reinen Bewußt- seyns. Er tröstete seine Freunde und bestärkte sie im Guten durch Lehren, die er ihnen selbst noch im Kerker ertheilte. — Einer seiner Schüler, Simmias von Theben, wollte so viel Geld hergeben, als nöthig war den Kerkermeister zu bewegen, Sokrates entfliehen zu lassen, allein ohne seine Einwilligung durften seine Freunde na- türlich Nichts unternehmen. Einer derselben, der treue, alte Krito n,

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 237

1861 - Stuttgart : Hallberger
237 von allem Sande und lese den Brief noch einmal durch,,damit keine Fehler in demselben stehen bleiben. Ist man über den Titel des- jenigen, an den man schreibt, im Zweifel, so muß man sich bei wohlunterrichteten Personen darnach erkundigen. 2. Goldene Regeln zur Beobachtung im geselligen Leben. 1) Halte auch in den geringsten Kleinigkeiten dein Wort getreu und sei stets wahrhaftig in deinen Reden. Nie kann man ein Recht oder erlaubte Ursachen haben, das Gegen- theil von dem zu sagen, was man denkt, obgleich man Gründe oder sogar manchmal die Verpflichtung haben kann, nicht Alles zu sagen, was man weiss oder was in uns vorgeht. 2) Sei strenge, pünktlich, ordentlich, arbeitsam und fleissig in deinem Berufe! Bewahre deine Papiere, deine Schlüssel und Alles so, dass du jedes einzelne Stück auch im Dunkeln finden / kannst. Vetfahre noch ordentlicher mit fremden Sachen! Verleihe nie Bücher oder andere Dinge, die dir selbst geliehen worden sind-, hast du von Andern dergleichen geborgt, so stelle sie zu rechter Zeit wieder zurück, damit diejenigen, die dir gefällig waren, nicht auch noch die Mühe haben, sie zurück zi* verlangen oder abholen zu lassen. 3) Belästige Leute, mit denen du umgehst, nicht mit unnützen Fragen, besonders wenn du befürchten musst, ihnen beschwerlich zu fallen. Zeige niemals eine kindische und unwürdige Neugier und frage nie nach Dingen, über welche Andere, vielleicht absichtlich, auf eine unverständliche oder geheimnissvolle Weise sprechen. 4} Lerne Widerspruch ertragen! Sei nicht kindisch ein- genommen von deinen Meinungen! Werde nicht hitzig, noch grob im Zanke, auch dann nicht, wenn man deinen ernsthaften Gründen Spott und Bitterkeit entgegen setzt! Du hast bei der besten Sache schon halb verloren, wenn du nicht kaltblütig bleibst, und wirst wenigstens * auf diese Weise nie Beifall finden. 5) ) Sprich niemals über die Fehler deiner Mitmenschen! Beurtheile Niemanden mit Härte! Sei weder im Lobe noch im Tadel partheiisch und kränke Niemanden durch unbescheidene Rüge seiner Fehler! 6) Sei verschwiegen, denn es ist ein grosser und gemeiner Fehler, etwas Anvertrautes oder gar Geheimnisse von Andern bekannt zu machen! Du schadest Andern und dir selbst dadurch, indem du Achtung und Vertrauen verlierst. 7) Hoffe nicht durch Uebermuth und Spott, oder dadurch, dass du Andere lächerlich machest, Bewunderung und Aufsehen zu erregen. Ein solches Betragen macht immer veid)asst und sogar ver- ächtlich.

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 239

1861 - Stuttgart : Hallberger
239 20) Es giebt keine grössere Herrschaft, als die Herrschaft über sich selbst und seine Leidenschaften. Wer nie von einer Leiden- schaft hingerissen wird, muss einen grossen Charakter besitzen. Jede Leidenschaft drängt die Vernunft aus ihrem Gleise und führt uns zur Reue. Willst du irgend einer Leidenschaft, die sich in dir erhebt, Herr werden, so musst du so bald als möglich bemerken, dass sie sich in dir erhebt. Im Zustande der Leidenschaft handle niemals selbst, sondern lass Andere, welche kaltblütig und redlich sind, für dich handeln. Achter Abschnitt. Belehrungen aus der Erdkunde, l. Die Erde. „Wer morgen früh um 4 Uhr ausstehen mag, 'darf mich aus einem Spaziergange begleiten, aus welchem wir recht viel Schönes sehen werden." So sprach Vater Richard zu seinen Kindern, die darüber in lauten Jubel ausbrachen. Sie giengen eilfertig zu Bette, um des Morgens desto früher munter zu seyn, und Jedes hatte versprochen, die Andern zu wecken, wenn es etwa zuerst erwachen sollte. Um 3 Uhr war Franz, der älteste Sohn, schon munter und weckte seine Geschwister. Alle zogen sich rasch an, und da auch der Vater schon früher aufgestanden war, als er selbst bestimmt hatte, so war um halb 4 Uhr die ganze Gesellschaft auf dem Wege. Die Reise gieng auf einen hohen Berg, nach welchem man eine gute Stunde zu gehen hatte. Es war ein köstlicher Frühlings- morgen, und die Kinder genossen schon auf dem Wege das hohe Vergnügen, die Sonne aufgehen zu sehen. Als sie aber erst auf der Höhe des Berges angekommen, waren, stieg ihre Ueberraschung und ihr Erstaunen auf's Höchste, denn rings um den Berg her er- blickte man nach allen Seiten hin so viele Dörfer und Städte, daß das Auge sie nicht zählen konnte. Mitten durch das weite, grüne Thal strömte ein starker Fluß, auf welchem ein Dampfschiff pfeil- schnell dahin fuhr und mehrere kleinere Boote sich hin und her be- wegten. An den Usern des Flusses lagen in lieblicher Frische die freundlichsten Ortschaften, deren Thürme, von der Sonne vergoldet, ihnen entgegen glänzten. Dichtbewaldete Berge zogen sich durch die

8. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 65

1861 - Stuttgart : Hallberger
65 scheu, den Sohn Gottes selbst, zum Tode verurtheilte und Ihn durch die Priester dem aufgereizten Volke zur Kreuzigung auslieferte. Jesus aber besiegelte durch seinen Tod die Wahrheit seiner Lehre und erlöste die Menschheit durch den unendlichen Werth seines Blu- tes von der Sünde und dem ewigen Tode; denn nur Er, der Reinste und Heiligste, konnte unsere Sündenschuld a^ sich neh- men und durch seinen Tod der göttlichen Gerechtigkeit genug thun. Am dritten Tage nach seinem Tode erstand Jesus Christus glorreich aus dem Grabe, und während 'der vierzig Tage, die Er noch auf Erden verweilte, erschien Er seinen Jüngern mehrere Male, tröstete, lehrte und stärkte sie und fuhr endlich hinauf gen Himmel, wo Er jetzt sitzet in unendlicher Herrlichkeit zur Rechten seines Vaters, von wannen Er einst wieder kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten. Zehn Tage nach seiner Auffahrt zum Vater sandte Jesus den Seinigen den Tröster, den Er ihnen verheißen hatte, den heiligen Geist. Des Morgens am Psingsttage ent- stand ein Brausen, wie das eines heftigen Windes und erfüllte das Haus, wo die Treuen Jesu, seine Mutter, die Apostel und die Jünger harrend und betend versammelt waren. In feurigen Zun- gen senkte sich der heilige Geist über sie herab und gop aus über sie die Fülle seiner Gnaden. Und wie des Feuers Kraft das Harte er- weicht, das Unreine verzehrt, das Dunkle erleuchtet und Alles durch seine Wärme belebt und stärkt: so wirkte jetzt die Macht des heili- gen Geistes in den Aposteln und Gläubigen. Ihr Verstand, vorher so schwach und träge in Auffassung des göttlichen Wortes, erkannte nun mit lichtheller Klarheit die ganze Lehre des himmlischen Mei- sters ; sie, die Ungebildeten, werden nun aller Weisheit voll und be- schämen die Klugheit der-Welt; sie, die niemals Judäa verlassen, verstehen und reden jetzt die Sprachen aller Völker mit geläufiger Zunge. Zu ganz andern Menschen hatte der Geist Gottes die Apo- stel umgewandelt; ihr Stolz war verschwunden und hatte der innig- sten Demuth Platz gemacht; ihre Träghell war zum glühendsten Eifer geworden; für Jesu zu leiden war ihre Lust, für Ihn zu ster- den Gewinn. Von dem Geiste Gottes erfüllt, erhob sich nun Petrus und ver- kündigte mit Feuerworten dem jüdischen Volke und Allen, welche bei dem heftigen Brausen des Windes sich vor dem Hause versammelt hatten, Jesum, den Sohn Gottes, den sie so schmachvoll gekreu- zigt, bewies ihnen seine Unschuld und den ganzen Jammer ihrer Sündennoth. Seine Worte erschütterten die Herzen aller Zuhörer, und noch an demselben Tage ließen sich 3000 Menschen taufen. So hatte die christliche Kirche zu Jerusalem ihren Anfang ge- nommen und das Wort des Propheten Jesaias sich erfüllt, daß von Reiser, der Dclksschülcr i. dk Oberklasse. 5 /

9. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 73

1861 - Stuttgart : Hallberger
73 15. Sokrates. An diesem großen und ehrwürdigen Manne hat die Nachwelt auf eine glänzende Weise dargcthan, daß das wahre Verdienst immer, wenn auch oft spät erst Anerkennung finde. Ihn, der im Kampfe mit den Vorurtheilen und Lastern seiner Zeitgenossen unterliegen mußte, ehrte eine gerechtere Nachwelt, als erhabenes Musterbild eines redlichen und frommen Mannes, voll hoher Gesinnungen und wahrer Menschenliebe; auf ihn führt sie Alles zurück, was die vor- züglichsten Geister Griechenlands in der Weisheitslehre Großes und Preiswürdiges geleistet haben. Es ist auch unwidersprechlich gewiß, daß Sokrates, man mag nun die Kraft seines gebildeten Geistes, die Reinheit seiner edlen Gesinnung, den Inhalt sei- ner vortrefflichen Belehrungen, den Umfang seines nütz- lichen Wirkens, oder das Ende seines göttlich geführten Lebens betrachten, der aufrichtigsten und höchsten Bewunderung würdig erscheint. Sokrates wurde 470 v. Chr. geboren. Er war der Sohn des Bildhauers Sophroniskus und lernte die Kunst seines Vaters. Ueber seine Iugendbildung haben wir keine bestimmten Nachrichten, jedoch dürfen wir vorausfetzen, daß fein wißbegieriger Geist ihn frühe dazu angetrieben haben müsse, die Schriften der berühmtesten Weisen zu lesen und Alles aufzufassen, was seine Zeit und sein Va- terland ihm an Licht und Aufklärung über die wichtigsten Gegen- stände des menschlichen Wissens darbot. An dem Tempel des Apollo zu Delphi las er die Inschrift: „Lerne dich selbst kennen!" und diese Worte machten einen un- auslöschlichen Eindruck auf ihn. Freudig rief er aus: „Ich hab' es gefunden!" und begann, dieser göttlichen Aufforderung gemäß, in sich selbst einzukehren, über sein Inneres, und vorzüglich über die Bestimmung des Menschen nachzudenken. Er faßte nun den Entschluß, sein ganzes Leben dem erhabenen Geschäfte zu wid- men, feine Mitbürger zu guten, frommen und rechtschaffenen Men- schen zu bilden. Wie alle große Männer, glaubte er im freudigen Erstaunen über jenen herrlichen und göttlichen Gedanken von der - Gottheit selbst dazu berufen zu seyn, und mit fester Ueberzeugung hieng er noch in den letzten Augenblicken seines wohlthätigen Lebens an dem Gedanken, daß er ein Gott gesandt er sei. Deswegen war er vom frühen Morgen an geschäftig, Menschen aufzusuchen, um sie über Alles zu belehren, was dem Menschen überhaupt und Jedem nach seinen eigenthümlichen Verhältnissen wichtig seyn kann und soll. Er gieng auf die öffentlichen Ver- sammlungsplätze, aus die volksreichsten Straßen oder auch in die Wohnungen der Künstler und Handwerker, um überall Gelegenheit

10. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 235

1861 - Stuttgart : Hallberger
235 fremden Zimmern hüte man sich, zu weit vorzutreten, unaufgefordert Hut und Handschuhe abzulegen, neugierig umherzuschauen oder wohl gar Sachen in die Hand zu nehmen, um sie zu betrachten. Ist Jemand im Schreiben begriffen oder es liegen geschriebene Sachen umher, so darf man nicht vorwitzig und neugierig hinein sehen. Wird man zum Sitzen eingeladen, so setze man sich aufrecht, ohne anzulehnen oder gar mit dem Stuhle zu schaukeln. Ein weites Ausstrecken der Füße, das Scharren mit denselben und das Kreuzen der Füße um den Stuhlfuß sind unanständig. Sitzt man neben Andern, so darf man Niemanden den Rücken zuwenden. 3) Befindet man sich in Gesellschaft, so rede man niemals heimlich mit einem Andern, suche aber auch nicht durch zu lautes Sprechen Aufmerksamkeit zu erregen und, wie man zu sagen pflegt, das Wort an sich zu reißen. Man falle Niemanden in die Rede, hüte sich vor zu lautem Lachen, vor gemeinen Ausdrücken und un- geschliffenen Scherzen. 4) Vornehmeren Personen läßt man überall den Vortritt, geht ihnen auf der Straße zur linken Seite oder nimmt sie, in Gesellschaft von Mehreren, in die Mitte. Im Umgang mit älteren Personen zeige man sich besonders aufmerksam und bescheiden und lasse ihnen in Allem den Vorzug. Besonders hüte man sich vor einem heut zu Tage so oft wahrnehmbaren Absprechen und Besserwissenwollen, was jungen Leuten immer übel ansteht. Ist man in irgend einer Sache anderer Ansicht, als ältere Personen, so mache man seine Meinung mit der größten Bescheidenheit geltend. 5) Bei Begrüßungen, Verbeugungen und andern Höf- lichkeitsbezeugungen richte man sich nach dem Beispiel solcher Per- sonen, von denen man überzeugt ist, daß sie genau wissen, was die gute Sitte verlangt. 6) Eine besondere Aufmerksamkeit verwende man auf die Sprache. Man gewöhne sich von Jugend an in gutem, reinem Deutsch zu sprechen. Was man spricht, sei klar, kurz und bestimmt. Man spreche ruhig, mit Ueberlegung und Mäßigung, selbst auch dann, wenn man beleidigt worden ist oder Jemanden etwas Unangeneh- mes zu sagen hat. Das ist Beweis wahrer Bildung und bewahrt zugleich vor mancher Reue. Nie überlasse man sich im Scherze groben und beleidigenden Ausdrücken und Witzeleien, nie dem unsinnigen Aberwitze'von Wortspielen und Lächer- lichkeiten, wodurch man Andere kränken oder verletzen könnte! 7) Heiterkeit und Laune stehen jungen Leuten wohl; nie- mals aber erniedrige man sich zum Possenreißer und Spaß- vogel, über den man zwar lacht, den man aber auch zugleich ver- achtet. Eine gewisse Würde der Sitten ist unumgänglich nothwendig, um selbst der schätzbarsten Person Achtung zu verschaffen oder zu erhalten. «
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